Loslaufen

Veröffentlicht am 1. September 2022 von Doris Leibold

Jede Reise fängt mit einer Idee an. Die Überschrift eines Artikels in der SZ machte mich neugierig: Wandern über fränkische Streuobstwiesen bis zur Traufkante der Frankenhöhe. Wandern, Streuobstwiesen, Traufkante ... das Entdeckerzentrum in meinem Hirn, sicher hat es einen Namen, den ich aber nicht kenne, flüsterte mir zu: Klingt das nicht vielversprechend? Lies doch mal weiter!

Der Artikel erschien in der Reihe Neun Ziele für Neun Euro, in der die Bayernredaktion „weniger bekannte Routen für Wanderfans, Kulturbegeisterte und Naturliebhaber“ zusammengestellt hatte. Wandern, Kultur, Natur – klar, das galt doch mir! Die Worte lockten so verheißungsvoll, dass ich sofort recherchierte, wo die Traufkante der Frankenhöhe zu finden sei und wie lange man vom nächsten S- Bahnhof – Otterfing – dort hin bräuchte. Für einen Tag kein realistisches Unterfangen, so viel war klar. Aber wie könnte es dann gehen?

Von einer verheißungsvollen Ahnung getrieben teilte ich den Artikel mit meinem Wander-, Kultur-, Natur- und Lebenskomplizen. Beiläufig und unaufgeregt, mit dem großen Zeh mal die Wassertemperatur testen. Der Wetterbericht wurde konsultiert, der Terminkalender befragt und natürlich der Fahrplan. Das Ziel trat in den Hintergrund, die Vorstellung des Zu-Fuß-Unterwegsseins hatte uns gepackt.

Ein paar Tage später stand der Entschluss fest: Einfach mit dem 9-Euro-Ticket loslaufen und am nächsten Bahnhof in den nächsten Zug steigen, irgendwo ankommen, weiterlaufen. Mit sehr wenig Gepäck, etwas Geld und viel Toleranz für Zielverschiebungen. Die Vorbereitungen waren schnell getroffen und der Rucksack (mein zweitkleinster) schnell gepackt. Noch den Schlüssel in die Haustür gesteckt – wir schlossen ab. Es konnte losgehen!